Karben 02/2020 März 2020

2 Andreas Gangel, Landwirt aus Okarben, hat in einem stark beachteten Vortrag über die heutige Landwirt- schaft aus der Sicht eines Familienbetriebes gehal- ten. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat eine drama- tische Abnahme der Zahl der selbständigen land- wirtschaftlichen Betriebe stattgefunden. Im Gegen- satz zur Agrarindustrie mit den großen Flächen und mit den flächenbezogenen Fördermitteln, die viele Fördermittel einstecke, sei der kleine Betrieb nicht konkurrenzfähig und im Nachteil. Die einzige Überlebens- chance besteht darin, sich breiter aufzustellen: Son- derkulturen wie Erdbee- ren zum Selberpflücken, Winterbraugerste, Soja, neben den Grundfrüchten wie Winterweizen, Zucker- rüben und Kartoffelanbau. Es seien aber für die Son- derkulturen sehr spezielle Kenntnisse notwendig und verlange den Landwirten auf allen Bereichen sehr großes Fachwissen ab. Gangel verteidigte auch den Silomais als aktzep- tabel, darin würden entge- gen der landläufigen Mei- nung viele Tierarten einen vorüber gehendes Biotop finden wie Rebhühner, Wildschweine, Hasen und viele Vogelarten. Das wäre ein Energielieferant für die Biogasanlage, der kaum zu schlagen sei. Die biolo- gische Landwirtschaft und auch die konventionelle Landwirtschaft sei mit hohen unternehmerischen Risiken verbunden. Wenn es einmal nicht genügend Feuchtigkeit gebe, dann sei ein großer Ernteausfall gegeben. Einen breiten Raum nahm im Vortrag die Grundwas- serbelastung mit Nitrit ein. Maßgeblich seien in Deutschland anfangs nur 128 und dann knapp 700 Messstellen, wäh- Artenvielfalt in der Landwirtschaft rend andere EU-Länder viele tausend Messstellen hätten und deshalb ein sehr viel differenzierteres Bild lieferten. Auch hätte er den Eindruck, dass Deutschland bewusst die kritischen Bereiche für die Messstellen ausgesucht habe, wo die Messwerte im Zusammenhang mit der Nitritbelastung deut- lich höher lägen als im Durchschnitt des Landes. Deshalb sähe die EU- Kommission gerade in Deutschland die größten Verstöße und habe hohe Strafzahlungen angekün- digt. Außerdem gibt es kein klares Regelwerk, wie die Messsonden angelegt werden sollten. Es wird jedem Land überlassen, wie die Messergebnisse zustande gekommen sind. In der späteren Diskussion wurde das auch scharf kri- tisiert. Wenn z.B. die Tiefe nicht festgelegt worden ist und die Bodenschich- ten nicht berücksichtigt werden, da gibt es sehr unterschiedliche Ergeb- nisse. Mit dem aktuellen Entwurf der Neufassung der Düngerverordnung (DVO) von 2020 sollen dort die Landwirte mit 20% unter Bedarf ihre Kulturen ernähren. So seien die not- wendigen Erträge nicht zu erzielen, deshalb die Bau- ernproteste in den letzten Monaten und das alles nur, weil die Messergebnisse nicht vergleichbar und neutral erhoben würden. Es gibt noch einiges mehr an Punkten. Die DVO hatte aktuell die höchste Dring- lichkeit der Richtigstellung. Die anderen Punkte wer- den sicherlich in nächster Zeit auch stärker priori- siert. Ein wichtiges Anliegen von Gangel war, dass in einem gemeinsamen Markt nicht gleiche Wettbewerbsre- geln gelten würden. Ein Problem sei der Mindest- lohn für landwirtschaftliche Hilfskräfte, das Lohnni- veau wäre in Deutschland wesentlich höher als z.B. in Osteuropa. Hinzu käme: in unserem Land seien wichtige Pflanzenschutz- mittel verboten und in anderen EU-Ländern wie Italien und Spanien und besonders in Osteuro- pa stützen ihre Landwirt- schaft durch Ausnahme- regelungen im Pflanzen- schutzmitteleinsatz oder wie bei der Zuckerrübe mit gekoppelten Zahlungen, um speziell diesen Sektor zu unterstützen. An den Weltmärkten stünden aber die Produkte direkt in Kon- kurrenz zu einander. Schließlich erzählte Gan- gel von einer Erfahrung mit Kindern und der sie beglei- tenden Kindergärtnerin: er fuhr mit dem Trecker vor- bei an dieser Gruppe und die Kindergärtnerin hielt sich die Nase zu. Prompt machten das die Kinder nach und hielten sich auch die Nase zu. „Die Bevölke- rung hat den Kontakt zur Landwirtschaft verloren“ meinte Gangel daraufhin. Schließlich warb der Okär- ber für Blühpatenschaften und engagiert sich auch damit für mehr Artenvielfalt in unserer Landschaft. Er bietet die Patenschaften für eine Saison zu Staf- felpreisen an, mit 30,- be- ginnt es und mit 100,- und einem Vielfachen davon hört es auf. Der okärber Landwirt bie- tet im kommenden Som- mer (im Mai / Juni) eine Traktorfahrt durchs Feld an. Jürgen Becker Andreas Gangel 61184 Karben · Max-Planck-Str. 27 · Telefon 06039 45458 · www.pfmm.de PERSPEKTIVENWECHSEL: Problemlösungen finden, neue Blickwinkel entdecken, bisherige Sichtweisen korrigieren. Kurz: Ich unterstütze Sie, wenn: n Persönliche Veränderungen in Ihrem Berufsleben bevorstehen. n Sich Ihnen neue Lebensfragen stellen, die betrachtet, hinterfragt oder neu gestellt werden müssen. n Sie neue Blickwinkel entdecken möchten, um für Ihre Konflikte Lösungen zu finden. ANZEIGENANNAHME Tel. 0 60 39 / 93 02 44 · Fax 0 60 39 / 93 02 45

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