Karben 2/2021 Mrz. 2021

7 Zeit und Motivation Dazu gesellen sich die Gründe, die jedem Rechtfertigungen und Ausreden liefern, weshalb man sich etwas "angewöhnen" soll. Viel schlimmer ist, wenn eine Gewohnheit als lästig empfunden wird. Jeder, der es versucht, wird bestätigen, wie schwer es fällt, sich von einer Gewohnheit zu trennen. Denn das sich immer Wiederholende schafft Bewusstseins- räume, die für den Einzelnen einerseits mehr Lebensqualität bedeuten, andererseits mit starken Einschränkungen verbunden sind. Positive Beispiele sind Zeitersparnis oder die innere Balance finden. Negativ wirken sich Rauchen, Trinken oder Unordnung aus. Folge: Gesundheitliche Schäden oder Un- zufriedenheit. Aber wozu sollen/wollen wir Gewohnheiten ändern? Vielleicht nehmen Sie sich einen Mo- ment Zeit und schreiben einmal auf, welche Gewohnheiten Sie besitzen. Dann entschei- den Sie, welche davon Ihnen angenehm sind und welche eher eine negative Wirkung auf Sie haben. Nun, wie weit sind sie gekommen? Ein (Ihr) Leben führen bedeutet, einen Sinn darin finden. Dazu gehört, dass jeder auf seine Weise nach Zielen sucht, die Erfüllung versprechen. Kurz: Das Leben soll sich von den Üblichkeiten des Alltäglichen unterschei- den. Zum Beispiel: • mehr Zeit für die eigenen Interessen finden • mehr Zeit mit Freunden verbringen • Kurz: aus dem Alltagstrott entfliehen Damit Sie das erreichen, bedarf es strenger Vorsätze. Vielleicht fragen Sie sich, ob es Rezepte oder kluge Ratschläge gibt, wie Sie mit Gewohnheiten am besten umgehen. Eine kurze Antwort: Gewohnheit ist eine be- sondere Form menschlicher Kreativität und Fantasie. Deshalb: Je eindrucksvoller Sie mit Ihrem Leben umgehen, je mehr Sie dem nur "Gewöhnlichen" entkommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Ihren Gewohnheiten etwas Besonderes abzugewinnen. Lassen Sie es nicht soweit kommen, wie es einmal Artur Schopenhauer ausdrückte: "Das Gewöhnli- che, so viel steht fest, ist nicht dramentaug- lich". Und: "Gewohnheiten sind letztlich nur Vorurteile gegen sich selbst". Was bedeutet das eigentlich „Unterbe- wusstsein“? Jemand hat mal gemeint, dass Unterbewusstsein Nicht-Wissen bedeutet. Richtig oder falsch, das können wir als All- tagsmenschen selten beantworten. Und was haben Gewohnheiten mit dem Unbewussten zu tun? Wenn wir uns wie in einem Spiegel von allen Seiten betrachten, denn sehen und erkennen wir unsere Leiblichkeit. Zum Beispiel erkenne ich meine grauen Haare, meinen kleinen Bauch, der mir nach rund 20 Jahren Raucherentwöhnung als Ergebnis hängen geblieben ist. Mein Gesicht, vor Jahrzehnten fotografiert, zeigt, wie ich auf dem Schoß meines Groß- vaters sitze und in die Welt blicke. Wie ist das für Sie, wenn Sie Bilder von sich anschauen, die zu unterschiedlichen Zeiten fotografiert worden sind. Was haben Sie als 5-jähriges Kind gedacht? Welche Gewohnheiten haben Sie gepflegt und existieren die auch heute noch? Kurz: Einerseits vergessen wir Erleb- nisse, sie werden für die gelebte Gegenwart nicht gebraucht. Oft erinnere ich mich in ganz unterschiedli- chen Situationen an frühere Erlebnisse. Ich gehe spazieren, liege in der Sonne oder fahre im Auto. Meine Gedanken schweifen hinüber in meine Vergangenheit und Menschen und Ereignisse rücken wieder näher. Sie geben das Spiel der geistigen Kräfte frei, die sich mit in Gefühlen und Bildern zeigen. Als ob sie nur darauf warten, zu einem be- stimmten Zeitpunkt ins bewusste und aktive Lebensgeschehen einzugreifen. Für jeden von uns vergeht die Zeit und nur dort besitzt sie einen realen Bezug, wo wir z. B. auf eine Uhr schauen und die vergehende Zeit darauf ablesen können. Das Unbewusste liefert jedem von uns Träume. Die Geschichten in den Träumen symbolisieren Geschichten des alltäglichen Lebens. Wir erleben sie als Symbolsprache, sie geben Ängste frei oder liefern uns Ideen imSinn einer schöpferischen Kreativität oder Intuition. Manchmal ver- schließt sich das Unterbewusstsein vor uns. Ich denke an außergewöhnliche Ereignisse, die wir vergessen, verschließen und nicht mehr daran erinnert werden wollen. Die Geschichte des Unbewussten ist lang. Modern ist sie durch Sigmund Freud gewor- den. Der sah darin einen Mechanismus der „Verdrängung“. Freuds Psychoanalyse ging von drei Katego- rien des Bewusstseins aus. Er unterschied: 1. Das Unbewusste: Trotz willentlicher An- strengung kann ein seelischer Inhalt zu einem gegebenen Zeitpunkt nicht bewusst gemacht werden; 2. Das Vorbewusste: Dies sind seelische Inhalte, die momentan nicht im Bewusstsein sind, jedoch wieder bewusst gemacht werden können (z.B. der Name des Bekannten, den man auf der Straße trifft); 3. Das Bewusste: Nach Freud ist das Un- bewusste ein System, das vor allem aus verdrängten, vomBewusstsein nicht zugelas- senen Inhalten besteht und das einer eigenen Gesetzmäßigkeit unterliegt. Das Unbewusste beinhaltet insbesondere die kindlichen Trieb- wünsche (Trieb). Freud ersetzte dieses See- lenmodell später durch eine andere Theorie mit den Instanzen Es, Ich und Über-Ich. In diesem Modell ist das Unbewusste weitge- hend identisch mit dem Es, wobei aber auch Bereiche des Über-Ichs und Ichs unbewusst sein können. Das Unterbewusstsein hat u. a. die Aufgabe, alles das zu registrieren, was wir im Moment nicht bewusst können. Dies verhindert auch das völlige Überlasten des Gehirns. Das Unterbewusstsein nimmt auch Dinge wahr, die wir nicht bewusst registrieren können. Als Ergebnis dessen entsteht ein Gefühl, was wir Intuition nennen. Dieses hilft uns oft, Ent- scheidungen aus dem "Bauch" heraus fällen zu können, ohne dass wir diese im nach hinein erklären können. Das Unterbewusstsein und die Gewohnheiten arbeiten deshalb in einer engen Kooperation. Sie fördern Ereignisse und Erfahrungen zutage, die gut und nützlich, aber auch das Gegenteil bewirken können. Beispiele: - das Gefühl, etwas vergessen zu haben (siehe Artikel über das Vergessen) - das Gefühl, immer wieder etwas kontrollie- ren zu müssen - das Gefühl, dass etwas passieren kann - das Gefühl, zu spät zu kommen Was zeigen die Beispiele? Die Kraft des Un- terbewussten bedeutet „Lebensstrategie“. Denn das Unbewusste will uns in jeder Hin- sicht schützen. Könnten wir sonst gefahrlos über eine Straße laufen. Wären wir in der Lage, einen Menschen zu verstehen, wenn nicht unser Unterbewusstsein Worte und deren Bedeutungen abspeichert und uns all die verschiedenen Interpretationen und Unter- schiede einer Aussage liefern würde. Wären wir sonst in der Lage, uns zu erinnern oder unseren Willen für irgendetwas einzusetzen? Eine andere, unsere Seele weitaus stärker betreffende Seite des Unterbewusstseins ist eine Art reflexartiges Handeln auf bewusst wahrgenommenen Handlungsweisen. Kurz: Wir erkennen, analysieren, bewerten und verinnerlichen Ereignisse. Wir gleichen Er- lebnisse mit bereits gemachten Erfahrungen ab und setzen eine Bewertung hinzu. Gleich dem Satz von Nietzsche: „Selig sind die Ver- gesslichen: Denn sie werden auch mit ihren Dummheiten fertig.“ Ist das vollbracht, schreiten wir zur Tat. Und jetzt passiert was eigenartiges, denn unser ganzes Wesen zieht daraus „Schlussfolge- rungen“. Egal, um was es sich im Einzelnen handelt. Beispiele: • man zieht sich in sein Inneres zurück • man belügt sich, vielleicht über die eigenen Bedürfnisse • man möchte nach außen geradlinig wirken • es fehlt vielleicht der Mut zur Entschlossen- heit • das Gewünschte (Ziele) kommt nicht zur Wirkung • man stellt etwas infrage oder kritisiert eine Sache • man will ständig etwas Neues und bleibt trotzdem beim Alten • man fühlt sich geistig einer Sache nicht gewachsen. Fortsetzung in der nächsten Ausgabe

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